Im Gespräch mit den Menschen über die aktuelle politische Situation in unserem Land stellt sich heraus, dass die Aussage, „wir alle sind keine Wissenschaftler“ im Moment nicht selten dazu herhält, sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen und zur Phrase zu verkommen droht. „Wir“ könnten deshalb gar nicht einordnen, ob die von der Politik getroffenen Maßnahmen notwendig seien.
Dazu möchte ich feststellen: es bedarf gerade keiner wissenschaftlichen Kapazität, um sich die Zahlen des Robert-Koch-Instituts erstens anzusehen und aus deren Graphiken zweitens Schlüsse zu ziehen. In Anbetracht der Schwere der Beeinträchtigung unserer Verfassung möchte ich, behutsam formuliert und im Sinne eines „Sapere aude!“, an jeden Menschen appellieren, den Mut zu haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.
Hier, noch einmal in aller Kürze, die wesentlichen Erkenntnisse, die sich aus den vielgepriesenen, eigentlich beschworenen, „offiziellen“ Zahlen, für Jedermann gewinnen lassen:
1.) Zu den Ansteckungsraten bei Covid-19
Bereits am 23. April 2020 war im Epidemiologischen Bulletin 17/20 des Robert-Koch-Instituts, auf Seite 14, Abb. 5 zu lesen, dass der Höhepunkt der Epidemie – so pathogen sie damals eingeordnet sein mochte – vor dem Lockdown lag.
Aus der Graphik lässt sich als Höhepunkt zunächst der 11. März 2020 feststellen.
Wie Steffen Rabe hier darstellt, weisen die Daten in der Abbildung laut RKI eine etwa zehntägige Verzögerung auf. Somit befand sich der Höhepunkt nicht am 11. März 2020, sondern bereits am 1. März 2020.
Seit dem 1. März 2020 sind die Ansteckungsraten von COVID-19 also rückläufig.
Die Maßnahmen des lockdowns konnten damit den Rückgang nicht nennenswert beeinflussen.
2.) Zur Letalität von COVID-19
Dreh- und Angelpunkt jeder politischen Diskussion ist freilich die Pathogenität des Virus. Die Letalität von Covid-19 lässt sich – sagen wir, zurückhaltenderweise, spätestens heute – aufgrund von Studien, die für jedermann zugänglich sind, bewerten. Auch hier gilt wieder: wissenschafltiche Kapazität – nicht vonnöten.
a) Die „infection fatality rates“ (IFR – Infektionssterblichkeitsraten) basiert auf Antikörper-Studien, zeigen, dass die Letalität von Covid-19 global zwischen 0,2 und 0,4 liegt. Für Deutschland wird sie auf 0,36 beziffert:
Global | May 19 | Most countries Three hotspots | <0.20 <0.40 | Study |
Germany | May 4 | Heinsberg Cluster | <0.36¹ | Study |
Diese Zahl liegt somit nahe an der Fallsterblichkeitsrate einer (schweren) Influenza, die mit etwa 0,1% angegeben wird.
b) Kontrollierte PCR Studien, die Personen im Schul- und erwerbsfähigem Alter testeten, zeigen, dass die Letalität von Covid-19 in diesen Gruppen sehr niedrig ist:
Country | Date | Population | IFR (%) | Source |
USA | May 10 | MLB employees | 0.00 | Report |
France | May 10 | Aircraft carrier | 0.00 | Report |
USA | May 10 | Aircraft carrier | 0.09 | Report |
USA | May 1 | Tennessee prison | 0.00 | Report |
Italy² | April 28 | Health workers | 0.30 | Study |
USA | April 17 | Boston homeless | 0.00 | Report |
USA | April 17 | Boston blood donors | 0.00 | Report |
Ship | April 17 | Diamond Princess | 0.13¹ | Study |
Greece | April 16 | Repatriations | 0.00 | Study |
USA | April 13 | NYC pregnant women | 0.00 | Study |
c) Das Durchschnittsalter der an Covid-19 Verstorbenen zeigt ein Alter zwischen 80 und 86 Jahren in den verschiedenen untersuchten Ländern. Das Alter der Hälfte aller Verstorbenen lag unterhalb des Durchschnittsalters, die andere Häfte darüber.
Country | Median age | Source |
Austria | 80+ years | EMS |
England | 80+ years | NHS |
France | 84 years | SPF |
Germany | 82 years | RKI |
Italy | 81 years | ISS |
Spain | ~82 years | MDS |
Sweden | 86 years | FOHM |
Switzerland | 84 years | BAG |
USA | ~80 years | CDC |
3. Zusammenfassung
Die Ergebnisse aus 1.) Rückläufigkeit der Ansteckungsraten und 2.) Letalität von Covid-19 machen sehr deutlich: Eine Bedrohung durch das Virus, das die aktuellen, massivsten Einschränkungen unserer Grundrechte und Eingriffe in unser persönliches Leben rechtfertigen würde, lässt sich nicht erkennen.