Brief einer Grundschullehrerin

Frau Brigitte Sieberer, Dipl. Sozialpädagogin (FH) und Therapeutin leitete mir den folgenden Brief einer Grundschullehrerin weiter. Ich weiß von einigen Lehrkräften, die sich momentan ähnlich fühlen. Dies sei ein Beitrag, um zu zeigen: sie sind nicht alleine.

Einführende Worte von Frau Sieberer:

„Liebe Kolleginnen und Eltern und …

ich leite euch einen Brief, der mir sehr aus dem Herzen spricht, weiter. Ich bin seit einigen Tagen auch wieder im Fachdienst und finde es wirklich schwierig wie sich die Arbeit gestaltet. Es ist auch erschreckend, wie offensichtlich manche Kinder unter dem Lockdown gelitten haben und in welchem Zustand sie nun wieder den Besuch der Einrichtungen beginnen. Das ist sicher nur der Anfang, denn man weiss, dass bei Traumata das ganze Geschehen und der ganze Schaden für die Seele erst im Laufe der Zeit sichtbar wird und ans Licht kommt.

Die Leitungen sind so zugeschüttet mit den Anweisungen und voller Angst, ihre Einrichtung könnte was falsch machen und dann der Buhmann sein. Also das ist eine Dynamik die hohen Stress erzeugt und sicher genauso krank machen kann, wie das Virus selbst. (…)

Wir Fachkräfte und die Eltern sollten energisch dagegensteuern, dass die Kinder voller Angst und ständigen Schuldgefühlen aufwachsen müssen. Im Gegensatz zu starken, freien und ihre Welt gestaltenden Menschlein!

Herzliche Grüße, Brigitte

Brief der Grundschullehrerin:

„Dies ist ein anonymer Brief, da ich keine negativen Auswirkungen auf meine berufliche Situation riskieren möchte. Daher fehlt die Adresse. Ich habe dies wohlbedacht und bitte dennoch um Verzeihung, da es nicht meine Art ist, anonyme Briefe zu schreiben.

Sehr geehrter Herr …,

Ich bin Klassenlehrerin in einer staatlichen Grundschule. Als die Kinder meiner Klasse etliche Wochen nach der von einem auf den anderen Tag beschlossenen Zwangsschulpause wieder in die Schule kamen, war alles anders als vorher: Die Klassen sind in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils nur jeden zweiten Tag in die Schule kommen, die Kinder sitzen an Einzeltischen, sie müssen sich ständig die Hände waschen und Abstand halten – auch in der Pause beim Spielen.

Stations- oder Freiarbeit, Gruppen – oder Partnerarbeit sind nicht mehr möglich. Der Unterricht findet ausschließlich frontal und im Gleichschritt statt. Es werden nur die Hauptfächer unterrichtet. Die Fächer Kunst, Musik, Werken, Textil, Sport finden nicht mehr statt. Dabei sind dies so wichtige Fächer, um die Kreativität, den Zugang zu sich selbst, die Selbstbewusstwerdung und natürlich das Musische, die Bewegung und das Handwerkliche zu fördern.

Die Kinder wirken verunsichert, wissen nicht, wie und was sie im Abstand von 1,50 m spielen können und haben Angst. Angst, sich oder ihre Familie anzustecken. Angst, etwas falsch zu machen etc. Es lastet ein dauerhafter, unterschwelliger Druck auf der Zeit, die die Kinder in der Schule verbringen.

Nun halte ich diese Regeln nicht für gesundheitsbewahrend, sondern für gesundheitsbelastend. Die fragwürdigen Zahlen, an denen soviel festgemacht wird, gehen immer weiter zurück. Dennoch werden die einengenden Maßnahmen nicht aufgehoben. Die Regelung Abstand zu halten, halte ich besonders für Kinder traumatisierend. Es ist natürlich, gesund und menschlich, miteinander zu sein, einander zu berühren, zu umarmen, einander körperlich nah zu sein. Wir Menschen sind Beziehungswesen! Babys sterben, wenn sie längere Zeit nicht berührt werden!

Es gehört zu meinem Beruf dazu, den Kindern liebevoll zu begegnen – wie oft kommen Kinder auf mich zu und wollen mich umarmen…Die neuen Erstklässler, die nach den Sommerferien eingeschult werden, brauchen oft ein bisschen Zeit, um sich einzugewöhnen. Alles ist neu für diese kleinen, frisch eingeschulten Kinder.

Manchmal gibt es deswegen auch Tränen. Oder es gibt Tränen wegen eines kleinen Unfalls oder Streits. Und dann soll ich weinende Kinder aus einem 1,50 m -Abstand heraus trösten?! Davon träume ich schon und mir kommen deswegen regelmäßig die Tränen. Die Abstandsregeln führen meiner Ansicht nach zu schweren Verletzungen der Seele und zu Verletzungen des zwischenmenschlichen Umgangs, die wir uns noch gar nicht ausmalen können.

Was aber jetzt schon deutlich wird, ist, dass wir unsere Mitmenschen als potenziell gefährdend einordnen, da sie den Virus übertragen könnten. Welch Schicksale verbergen sich hinter diesen angstbewirkenden Verordnungen!

Aber wir fürchten nicht nur die anderen als Gefahr für unsere Gesundheit, sondern sehen auch uns selbst als gefährdend für die Gesundheit anderer. Insbesondere Kinder ordnen sich selbst als gefährdend ein, da sie befürchten, ihre Eltern oder Großeltern anstecken zu können und somit für deren etwaige Erkrankung oder sogar Tod verantwortlich zu sein.

Diese vor allem von den Medien, aber auch von Kolleginnen und anderen Erwachsenen auferlegte Angst tragen die Kinder als Grundbelastung in sich, die schwer traumatisierend ist und eine freie, unbeschwerte und kindliche Lebendigkeit und Entwicklung extrem behindert.

Auch die Maskenpflicht an Schulen finde ich skandalös. Einerseits ist das Tragen von Masken gesundheitsschädlich, da zum Teil giftige Stoffe enthalten sind, die eingeatmet werden. Auch kann der Atemrückstau zu Schwindel führen und die Masken können zu Viren- und Bakterienschleudern werden, da Kinder nicht in der Lage sind, die Masken hygienisch einwandfrei auf- und abzusetzen. Dies kann die maskentragenden Menschen krankmachen und zu Atemwegsinfektionen, Lungenentzündungen etc. führen.

Andererseits halte ich das Tragen von Masken für äußerst traumatisierend. Die Mimik ist nicht mehr zu erkennen und damit auch nicht der Gemütszustand des Gegenübers. Wir anonymisieren uns, verstummen unter den Masken, werden gesichtslos und damit auch leer und seelenlos. Die Maskierung vergrößert den 1,50 m – Abstand noch um ein Vielfaches.

Wie soll ich als Lehrerin innerhalb dieser Regeln, deren Sinnhaftigkeit ich ohnedies stark anzweifele, mit den Kindern eine Beziehung aufrechterhalten??? Lernen funktioniert aber nur über die Beziehung! Wenn ich eine Klasse neu übernehme, bedeutet das als erstes BEZIEHUNGSAUFBAU!! Ich kann aber maskiert und auf eine Distanz von 1,50 m keine Beziehung aufbauen oder aufrechterhalten!

In einer gemeinsamen Stellungnahme vom 19.5.2020 fordern die Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte in Deutschland, Kitas, Kindergärten und Grundschulen zeitnah wieder zu öffnen und zwar ohne massive Einschränkungen. Es könnte durchaus die komplette Klasse unterrichtet werden, solange sich verschiedene Klassen nicht auf dem Schulhof treffen. Letzteres verstehe ich nicht, da es in der Stellungnahme weiter heißt, dass zahlreiche Erkenntnisse gegen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Kinder sprechen. Kinder würden bei der Ausbreitungsdynamik keine herausragende Rolle spielen.

So bitte ich Sie zum Wohle unserer Kinder und Jugendlichen und damit zum Wohle unserer Gesellschaft:

• Setzen Sie sich dafür ein, dass mit sofortiger Wirkung die Abstandsregeln zu Gunsten der psychischen und physischen Gesundheit unserer Kinder aufgehoben und die entmündigende, anonymisierende Maskenpflicht in Schulen verboten werden! Der Schaden dieser Maßnahmen ist größer als der eh fragwürdige Nutzen!!

Unterstützen Sie die Vermittlung dessen, was förderlich für die Gesundheit ist:

Fastfood meiden, stattdessen viel Obst und Gemüse essen, Bewegung an der frischen Luft, freies, ungebundenes Spiel, Sport UND Körperkontakt!

Mit freundlichen Grüßen!“